Die Dienststelle des Bundesgerichtshofs in Leipzig
Die Villa Sack, Karl-Heine-Straße 12
Die Villa Sack - Dienststelle Leipzig des Bundesgerichtshofs - befindet sich auf einem etwa 6.000 Quadratmeter großen Grundstück in Leipzig. Sie war bis Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts der repräsentative Familiensitz des Landmaschinenunternehmers Gustav Rudolph Friedrich Sack, der von den Leipziger Architekten Schmidt und Johlige im Jahre 1909 im zurückhaltenden Stil des Neobarocks erbaut worden war.
Das äußere Erscheinungsbild der dreigeschossigen Villa mit Mansarddach wird durch eine vorgesetzte Schale aus Tuffstein, einem für Fassadenverzierung gut geeigneten und belebend wirkenden Naturstein, besonders geprägt. Zu dem Haus gehörte von Anfang an ein winkelförmiges Nebengebäude mit Krüppelwalmdach, das im Gegensatz zur Villa eindeutig dem Jugendstil zuzuordnen ist.
Der Auszug der Familie Sack erfolgte in den 30er-Jahren. Seit Ende 1933 wurde das Gebäude von der Studentenschaft der Universität Leipzig als „Kameradschaftshaus“ und ab 1939/40 von zwei Abteilungen der Leipziger Gestapo genutzt. Das im zweiten Weltkrieg infolge eines Bombenangriffs zerstörte Dach wurde durch ein Notdach aus Dachpappe ersetzt. Ab dem Jahre 1950 wurde die Villa Sack unter dem Namen „Klubhaus der Freundschaft“ als Freizeiteinrichtung des Volkseigenen Betriebes (VEB) Schwermaschinenbau S. M. Kirow und als Versammlungsort der SED genutzt. Umbauten durch unterschiedliche Nutzer sowie provisorische und unsachgemäße Reparaturen von Kriegsschäden führten zu einem stark in Mitleidenschaft gezogenen Erscheinungsbild der ehemals prachtvollen Villa.
Außer Toiletteneinbauten auf mehreren Geschossen, die bereits vorgenommen worden waren, als das Haus in den 30er-Jahren durch die Universität Leipzig genutzt wurde, blieb der Grundriss nahezu unverändert. Lediglich im ersten Obergeschoss wurden drei straßenseitige Repräsentationsräume zu einem Mehrzweckraum von fast 18 Meter Länge zusammengefasst. Die wesentlichste Veränderung im Innern der Villa besteht in einem nach 1945 neu gestalteten Treppenaufgang zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss. Damals wurden große Teile der Decke über der Eingangshalle entfernt, es entstand eine zweigeschossige Halle mit umlaufender Empore. Durch Zusammenfassung zweier übereinander liegender Fenster auf der Gebäuderückseite erhielt dieser Bereich zudem adäquate Belichtung.
Im Zuge der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen von 1995 bis 1997 erhielt die unter Denkmalschutz stehende Villa ihre ursprüngliche Dachform zurück, die Treppenanlage wurde neu gestaltet, die Veranda wurde zum Beratungszimmer umfunktioniert und viele der originalen Bauteile im Inneren der Villa wie Holz- und Stuckdecken, Marmorverkleidungen im Wintergarten sowie drei kleine Wandbrunnen mit außergewöhnlichen Mosaiken wurden originalgetreu restauriert. Mit dem Umbau wurde ein Aufzug vom Keller bis ins dritte Obergeschoss eingebaut. Auch das Nebengebäude wurde überarbeitet, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Das parkartige Grundstück von 6.000 Quadratmeter wurde neu geordnet und dabei auf einen möglichst behutsamen Umgang mit den wertvollen alten Bäumen geachtet.